Der Froschkönig – mit Seele und Sahne

by Gourmaid

Rügen – eine meiner zwei liebsten deutschen Urlaubsinseln neben Sylt. Schon drei Mal war ich mittlerweile hier. Auch wenn die kulinarische Dichte bei weitem nicht mit Sylt mithalten kann, gibt es einen kleinen bezaubernden Ort, den ich jedes Mal mit kalorienreicher Vorfreude besuche und mit wohligem Gefühl in Herz und Bauch wieder verlasse.

Cafe und Tortenhaus Froschkönig in Middelhagen

Herzlich Willkommen im Froschkönig

 

Der Froschkönig ist Tortenhaus und Café und liegt im kleinen Middelhagen auf der Halbinsel Mönchgut, dem östlichen Zipfel Rügens. Eine schöne Ecke zum Wandern zwischen dem bekannten Kurort Göhren und den sogenannten Zickerschen Alpen. Den Froschkönig gibt es schon seit 11 Jahren. Ursprünglich als kleine Snackbar geplant, die die vorbeikommenden Radler und Spaziergänger versorgt, ist es nun ein süßes, kleines Café mit entzückendem Garten und einem Faible für Sahnetorten.

Dieser kleine verwunschene Ort trägt seinen Namen zu Recht, denn im angrenzenden Teich findet fast durchgängig ein mehrstimmig schallendes Froschkonzert statt. Das Quaken untermalt die Geräuschkulisse in dem mit Froschfiguren und goldenen Kugeln liebevoll dekorierten Garten. Eine heimelige, charmante Atmosphäre mit Apfelbaum im Garten und viel Natur drum herum.

 

Aber, mal ehrlich, deswegen bin ich nicht hier. Ich bin hier, weil die Torten einfach himmlisch sind und ich mir – trotz Diät – diesen Hüftgold-Genuss nicht entgehen lassen kann. So sitze ich hier und genieße meine Mohn-Aprikosen-Torte und frage mich, wer hier wohl solche Zauberhände hat. Nach kurzer Nachfrage stellt sich heraus, es ist ein echter Familienbetrieb und Tochter Johanna Ließmann ist die Bäckerin und Betreiberin.

Johanna Ließmann und Gourmaid vor dem Froschkönig auf Rügen

Johanna und ich nach dem Interview – und bevor ich mich über die Torte hergemacht habe

Und weil’s so schön und lecker ist, möchte ich euch Johanna und ihren kleinen Froschkönig hier in einem Interview vorstellen. Aber Vorsicht, so viel Seele und Sahne ist nichts für Genuss-Muffel.

Seit letztem Jahr hat die 28-Jährige Johanna den Cafébetrieb von ihren Eltern übernommen, nachdem sie eine Ausbildung zur Hotelfachfrau in einem Schlosshotel an der Mecklenburgischen Seenplatte gemacht und dann in verschiedenen Häusern gearbeitet hat. Ganz Familien- und Landmensch hat es sie nach 7 Jahren Stadtleben wieder zurück in die Heimat gezogen. Hier lebt sie nun im Nachbarort mit ihrem Mann und den zwei Kindern – und backt im Sommer eine Torte nach der anderen.

 

Du bist ja keine gelernte Bäckerin/Konditorin – wie hast Du Dir das Handwerk so gut angeeignet?

Johanna Ließmann serviert Mohntorte im Froschkönig auf Rügen

Johanna in Action

Durch meine Ausbildung als Hotelfachfrau konnte ich schon ein bisschen reinschnuppern in die Küche. Vor allem aber habe ich ein paar Tipps aus der Hotellerie mitgenommen, wo sie großen Wert auf gute Küche gelegt haben. So zum Beispiel, dass weniger mehr ist und dass man lieber qualitativ hochwertig arbeitet, aber der Kuchen eben nicht zum puren Sattwerden, zum Vollessen gedacht ist. Das Meiste aber habe ich mir von meinem Vater angeeignet. Ich bin ja quasi mit dem Froschkönig aufgewachsen, seit 2009 arbeite ich hier bereits mit und es stand auch immer eigentlich schon fest, dass ich das mal übernehme.

Und woher kommen die vielen kreativen Tortenideen, die ihr hier anbietet?

Montorte im Froschkönig auf Rügen

Mohntorte von Oma Gisela

Unser Klassiker ist die Mohntorte und die ist ein altes Familienrezept von meiner Oma Gisela. Die meisten Rezepte stammen aber von meinem Vater, die ich gern übernommen habe. So z.B. die Erdbeer-Mascarpone- und die Kirsch-Eierlikör-Torte. Mittlerweile entwickle ich aber auch gern meine eigenen Rezepte, wie die Käse-Heidelbeer- oder Mohn-Aprikosen-Torte oder auch die Käse-Haselnuss-Torte mit Toffee und Schokoladendecke.

 

Wie kommst du zum finalen Ergebnis der Torte? Denkst du länger darauf rum, probierst du viel aus?

Mir schwebt das einfach irgendwie immer so vor. Auf einmal habe ich einen Einfall und den setze ich um, sobald die Zeit da ist. Da muss ich gar nicht lange überlegen, das baue ich im Kopf einfach so zusammen, wie das funktionieren könnte.

Bevor ich ein Rezept auf meinem Blog poste, probiere ich es meistens 2-3 mal aus, bis es für mich perfekt ist. Brauchst Du mehrere Anläufe, bis du eine Torte in den Laden bringst?

Eigentlich nicht, bei der ersten Torte ist’s immer gleich gut. Wär ja sonst auch schade drum. Weil ich aber auch einfach die Erfahrung hab, wie ich was zum Stehen bekomme, wie ich eine schöne Creme hinkriege, wie das Ganze funktioniert. Dann machen wir immer ein Probestückchen, und dann kann immer noch etwas verfeinert werden.

Wer isst denn das Probestückchen?

Wir alle, Familie und Angestellte. Das Stückchen wird geteilt und dann kann jeder erstmal seine Meinung sagen und dann … schaut man einfach weiter. Aber eigentlich ist es immer so, dass alle sagen „Hmm lecker, gibt’s die jetzt immer?“.

Was ist denn deine persönliche Lieblingstorte?

Die Birnen-Schokoladen-Torte mit Walnusscreme und Marzipandecke und die Schokoladenmousse-Mokka-Torte mit Jamaica-Rum und Kaffeelikör.

Und wann isst du sie am liebsten?

Am liebsten abends, wenn wir etwas zur Ruhe kommen. Wenn der Tag mit der Freude an der Arbeit soweit abgeschlossen ist, wir uns hinsetzen und es uns gemütlich machen. Dann ist es für uns ein Genuss, noch ein Stück Kuchen zu essen.

Bei so viel Leckereien um dich herum, wie schaffst Du es da, nicht zuzunehmen?

Zum Probieren gibt es immer nur ganz kleine Stückchen. Und das Stück Kuchen am Abend ersetzt meistens eine ganze Mahlzeit. Außerdem halten mich meine Kinder auf Trab.

Du bist ja noch recht jung, als Du mit Deinen 28 Jahren hier auch die Personalverantwortung übernommen hast. War das ein schwieriger Prozess?

Eigentlich nicht, ich bin hier ja quasi rein gewachsen und meine Familie unterstützt mich auch sehr viel. Meine Mutter übernimmt noch größtenteils die Buchhaltung. Mein Vater kocht morgens meist die Eintöpfe vor. Und wenn mal Not am Mann ist, können sie auch einspringen. Die Personalverantwortung zu übernehmen war für mich aber nicht schwierig, ich bin den Umgang mit Menschen ja aus großen Hotels gewöhnt. Ich bin da sehr aufgeschlossen, und wir kommen alle gut miteinander aus.

Was machst Du denn eigentlich im Winter?

Wir schließen Ende Oktober bis Mitte März. Dann machen wir erstmal einen kleinen Urlaub innerhalb von Deutschland mit der ganzen Familie. Das ist dann tatsächlich auch der einzige Urlaub, den wir gemeinsam haben. Die Vorweihnachtszeit genießen wir sehr mit der ganzen Familie und der schönen Atmosphäre, aber nach Weihnachten müssen wir dann doch schon wieder ans Geschäft denken: Klappt alles mit den Mitarbeitern, mit der Vermietung der Unterkunft, müssen die Karten überarbeitet werden … Ab Beginn des neuen Jahres haben wir viel zu bedenken, dann geht es im Kopf wieder langsam los.

Was machst du denn in deiner Freizeit hier auf Rügen?

Ganz einfache Sachen. Wir machen viele Spaziergänge, oder, wenn Schnee liegt, gehen wir gern Rodeln oder einfach mal aufs Eis. Wir gehen ins Schwimmbad oder mal nach Stralsund ins Meeresmuseum. Wir erkunden hier einfach unsere eigene Natur immer weiter. Die Kinder haben viel Freude daran.

Wie werden eigentlich die Gäste auf euch aufmerksam?

Hauptsächlich Mund-zu-Mund-Propaganda. Die Gäste kommen nehmen oft unsere Flyer für ihre Bekannten mit. Ansonsten verteilen wir auch selbst Flyer oder legen sie aus. Und wir haben hier und da ein Schildchen hängen. Online machen wir aktuell noch sehr wenig. Die Homepage ist gerade im Aufbau, bei Facebook sind wir noch ganz klein. Die Homepage macht mein Mann, der hat dafür ein feines Händchen. Facebook mach ich selbst, aber viel zu unregelmäßig. Würde ich gern mehr machen, schaffe ich zeitlich aber leider nicht.

Was ist denn die lustigste, schrägste oder schönste Geschichte von einem Gast, die dir in Erinnerung geblieben ist?

Gäste bringen uns öfters einen Frosch mit als Souvenir. Ganz süß war die Geschichte von einem kleinen Mädchen, das beim Spielen unsere goldene Kugel im Garten kaputt gemacht hat. Ein bis zwei Monate später – als die Gäste längst abgereist waren – kam ein kleines Paket von dem Mädchen mit einer selbst getöpferten Kugel, die wir sogar als Deko für einige unserer Tortenfotos verwendet haben.

Was wünschst du dir für den Froschkönig?

Das ist keine einfache Frage. Wir machen uns viele Gedanken darüber. Es ist gar nicht so einfach, mit den kleinen Kindern ein festes Ziel zu setzen. Der Große kommt jetzt auch bald in die Schule. Da ist es nicht so einfach, alles zu organisieren. Aber wir versuchen eine Lösung zu finden. Und wünschen uns natürlich, dass wir weiterhin hier vor Ort für unsere Gäste da sein können. Wenn nicht sogar etwas fortgeschrittener. Ein wichtiger Schritt wäre, dass wir uns ein bisschen vergrößern. Vor haben wir jede Menge, aber so richtig spruchreif ist das noch nicht. Aber der Froschkönig ist meine Leidenschaft, und dass es den Gästen so gut schmeckt, spornt halt immer an. Da geht man richtig drin auf.

 

Leave a Comment