Eine gute Stunde Zugfahrt von Abano Terme und man steht quasi im Open-Air-Museum, das dem italienischen Renaissance-Architekten Andrea Palladio gewidmet ist. Insbesondere die Prachtstraße Corso Palladio und der zentrale Piazza dei Signori sind umsäumt von grandiosen Palästen, die Palladio im 16. Jahrhundert für die Reichen der Stadt bauen ließ. Auch heute noch ist die Vicenza einer der reichsten Städte Italiens und verströmt ein elegantes Flair – und es geht erstaunlich ruhig zu. Denn tatsächlich ist die Stadtmitte verkehrsberuhigt – was herrlich zum Erkunden und Bestaunen der Gebäude und Paläste ist.
Seine große Zeit hatte Palladio übrigens im 18. Jahrhundert, als sein Klassizismus Architekten in England und Amerika inspirierte. Das monumentale Beweisstück dieser Ära ist das Weiße Haus in Washington als direkter Nachkomme der Architektur Palladios.
Perfekt für einen Tagesausflug, an dem man nichts anderes tun muss als mit offenen Augen durch die Stadt zu spazieren. Mit dem Zug in Vicenza angekommen, steht man aber erstmal vor einem schönen großen Park, dem Campo Marzo, der den Weg entlang der Viale Roma in die Stadtmitte bereitet. Hier kann man sich einfach treiben lassen und von Café zu Café, von Aperitivo zu Aperitivo schlendern. Ein paar Highlights sollte man dennoch nicht verpassen
Was man in Vicenza gesehen haben muss
1. Teatro Olimpico
Das Teatro Olimpico gilt als das älteste überdachte Theater der Welt und wurde – natürlich – von Andrea Palladio im Auftrag der Olympischen Komission von Vicenza gebaut. Heute finden hier in unregelmäßigen Abständen klassiche Konzerte und Theateraufführungen statt. Eine sehr imposante Szenerie.
2. Villa La Rotonda
Als Meisterwerk von Palladio gilt die auf einer Anhöhe am südlichen Stadtrand liegende Villa La Rotonda. Ihr Bau wurde von Almerico Capra beauftragt, der hier in Ruhe seinen Lebensabend verringen wollte – weit weg von den Intrigen der römischen Kirche. Der Grundriss der Villa ist quadratisch mit vier identischen Fassaden, die einen runden, von oben erleuchteten Saal mittig einschließen. Palladio strebte bei seinen Gebäuden immer die Harmonie von Form und Funktion an, -hier aber ging die Form eindeutig vor der Funktion. Dies konstatierte auch Goethe bei seinem Italien-Besuch im Jahr 1786: „Inwendig kann man es wohnbar, aber nicht wohnlich nennen“.
3. Corso Palladio
Hier flanieren schick gekleidete Menschen die Einkaufsstraße entlang und begutachten die Schaufenster der vielen kleinen Geschäfte: edle Schuhe, feine Hemden und elegante Kostümchen. Üppige Lebensmitteltheken, prächtige Stoffe und Juweliere.
4. Piazza Dei Signori
Das erhabene Zentrum Vicenzas bildet die langgezogene Piazza dei Signori, einer der schönsten historischen Stadtplätze Italiens. Besonders auffällig ist die Basilica Palladiana (auch unter dem Namen Palazzo della Ragione bekannt) mit der langgezogenen gotischen Fassade mit ihren eleganten Säulen. In den Sommermonaten kann man auf der Terrasse der Basilika ein Päuschen einlegen und an der kleinen Bar einen (überteuerten) Aperitivo schlürfen. Dabei kann man aber herrlich den Blick über den Platz und die Altstadt von Vicenza schweifen lassen. Weitere Merkmale sind der Torre Bissara, eine hohe Turmuhr aus dem 12. Jahrhundert und die quadratisch-wirkende Loggia del Capitanio.
Foodie Highlights in Vicenza
Rund um die Piazza Dei Signori sind zahlreiche gute Restaurants. Was ungewöhnlich ist, im (touristischen) Zentrum nicht nur überteuerte Minimal-Kulinarik geboten zu bekommen. Ich habe im Angolo Palladio leckere Pasta und in der Antica Pasticceria Sorarù ein bisschen (mehr) Gebäck zum Nachtisch gegessen. Die Auswahl in der Pasticceria ist umwerfend.
Zum Dinner ging’s auf die andere Flussseite des Fiume Retrone in die Osteria Monelli. Hier geht’s deutlich ruhiger und gediegener zu als im Zentrum der Altstadt. Perfekt für einen romatinschen Ausklang dieses beeindruckenden Tages. Und wer noch einen draufsetzen will, trinkt noch einen Absacker in den alten Gemäuern der Basilica Palladiana, gelegen in einem der Zwischengängen befindet sich eine Cocktailbar und Jazz Club – die Bar Borsa.