Zweimal im Jahr dreht sich in Wenningstedt auf Sylt für eine Woche alles um den Hund. Dann nämlich, wenn alle Strände auf der Insel freigegeben sind für Hunde. Vom 1. November bis 14. März dürfen Fellnasen und ihre Zweibeiner sich frei in den Sandlandschaften austoben. Nur an stark frequentierten Stränden und in Naturschutzgebieten mit Schafzuchten besteht Anleinpflicht. Ein wahres Paradies für Hunde! Am Anfang und Ende dieser Zeit finden in Wenningstedt-Braderup für jeweils eine Woche die Hundstage statt mit Programm rund um den Hund.
Die Sylter Hundstage im Überblick
Das Programm der Sylter Hundstage – oder genauer Wenningstedter Hundstage – bietet sowohl Theorie als auch Praxis im Rahmen von Trainings, Vorträgen, Wanderungen, Workshops und Foto-Sessions. Von den Themen her war fast alles besetzt, was ein Hundebesitzer so umtreibt: Hundeerziehung, Hundeernährung, Beschäftigung und Auslastung des geliebten Vierbeiners mit Mantrailing, Trickdogging, Geocaching, Apportieren & Co. Das Programm war so umfangreich, dass man sich locker 2-3 Sessions pro Tag raussuchen konnte. Wer sich nochmal rückwirkend das vollständige Programm ansehen möchte, findet es hier.
Die Sylter Hundstage liefen vom 6. bis 11. November 2016. Ich bin einen Tag vorher angereist und einen Tag nachher abgereist, um auch so noch was von der schönen Insel Sylt zu sehen. Ich habe mir eine kleine, aber süße Ferienwohnung genommen zwischen Wenningstedt und Westerland, so dass man eine zentrale Ausgangsposition hatte und alle Orte auf Sylt einfach erreichen konnte. Aber trotzdem in einem ruhigen Wohnviertel, abseits der großen Hauptstraßen. Ich persönlich bevorzuge mit Hund lieber Ferienwohnungen als Hotels, kommt erstens günstiger und zweitens kann man sich freier bewegen.
MEIN PROGRAMM AUF DEN SYLTER HUNDSTAGEN
Strandlooper Schnupperrunde
Am Samstag angekommen versank die Insel in Nebel und Schauern, es gab aber zumindest ein paar lichte Momente, an denen ich die Strand- und Dünenlandschaft rund um Wenningstedt erkunden konnte. Am Sonntag – dem offiziellen Start – wurde es aber noch schlimmer, es regnete in Strömen, den ganzen Tag. Dennoch fanden sich ca. 12 Hundebesitzer mit ihren Vierbeinern zur Strandlooper Schnupperrunde ein. Organisiert wurde sie von Annette Feldmann von Max und Moritz Hundewandertouren. Nach ausführlicher Erläuterung der „Spielregeln“ im Umgang mit Mensch und Hund wurde losgestiefelt runter an den Strand. Anette gab immer mal wieder Hinweise zum Verhalten der Hunde im Rudel und worauf man als Besitzer achten sollte.
Leider wurde das Wetter immer unnachgiebiger und nach einer halben Stunde traten die ersten schon den Rückzug an. Ein paar Eiserne kämpften sich weiter tapfer durch Regen und Wind, aber so richtig Stimmung kam da eher nicht auf.
Am Nachmittag wurden dann hauptsächlich Theorie-Vorträge zum Thema Hundeerziehung und -ernährung angeboten. Da war für mich nichts Neues dabei, daher hat’s mich erstmal in die Sauna verschlagen, um überhaupt wieder durchzutrocknen. Die Sylter Welle hat eine ganz schöne Saunalandschaft, auf die man bei so einem Schietwetter gut und gern zurückgreifen kann.
Hunde-Wattwanderung
doch gleich höher!
Longieren für Anfänger
Nach Spiel und Spaß im Matsch, sollte Hund nun auch nochmal was neues lernen. Ich hab mir das Longieren für Anfänger rausgesucht. Hatte ich bislang nur von gehört und fand ich – ehrlich gesagt – auch etwas befremdlich. Gute Gelegenheit also, das mal auszuprobieren und sich eines bessern belehren zu lassen. Es hatten wohl auch einige Andere Vorbehalte und so waren wir nur zu viert. Sehr angenehm. Stefanie Hausen, Besitzerin der Hundeschule Hundetraining Sylt und des Hundeshops Promenadenmischung in Wenningstedt, hat den Kurs angeboten und gleich mal mit Haken im Boden und Absperrband eine Art Sechseck auf dem Boden markiert. Nach einer kurzen theoretischen Einführung über die Herkunft des Longierens – es diente ursprünglich als Ausdauertraining für Polizeihunde in Skandinavien – und der einleuchtenden Tatsache, dass Hunde zum Stressabbau häufig im Kreis rennen, ging es auch schon los. Man sollte mit dem Hund an der Leine, den Kreis innen entlang gehen und dafür sorgen, dass der Hund außen parallel läuft ohne den inneren Kreis zu betreten. Klingt einfacher als es ist …
Erhöhen kann man den Schwierigkeitsgrad, wenn man das Tempo anzieht, die Leine abmacht und/oder Hürden im äußeren Kreis aufbaut. Zu guter Letzt soll man in der Mitte des Kreises stehen und dem Hund per Körpersprache auf Distanz die Kommandos zum Wenden, Laufen etc. geben. Damit soll die Bindung gestärkt und die Kommunikation verbessert werden.
Der ganze Workshop hat erstaunlichen Spaß gemacht – auch deshalb weil Stefanie das fachkundig und amüsant erklärt hat. Also, durchaus etwas zum Vertiefen für zuhause.
Heidespaziergang
Mit ca. 12 Hunden und ihren Zweibeinern ging’s los zu einem 2-stündigen Spaziergang in der Braderuper Heide. Wie auch schon die Wattwanderung wurde der Heidespaziergang von zwei Bundesfreiwilligendienstleistenden der Naturschutzgemeinschaft Sylt e.V. angeführt.
Die Landschaft rund um Braderup mit einer Mischung aus Heidelandschaft, Strand und Watt ist wunderschön zum Spazierengehen und ein paar zusätzliche Informationen zu Natur und Naturschutz haben die Tour abgerundet.
Da es sich um ein Naturschutzgebiet handelt, galt während der ganzen Zeit Leinenzwang für die Hunde.
Spieleabend für Hunde
Der Spieleabend mit Rosi Lachmann von den HotDogZ war eigentlich schon ausgebucht, aber nach einem Anruf bei Rosi konnte ich dann doch noch ein Plätzchen ergattern. Und es hat sich gelohnt! Nach einer halben Stunde Einführung über Materialien, Hundetypen und ihr Spielverhalten und einigen Tipps zum Aufbau unterschiedlicher Spiele ging es dann endlich los. Auf dem Tisch langen unglaublich viele verschiedene Spiele für Hunde – alle selbst gebastelt mit geringem Kostenfaktor, wohl aber etwas bastlerischem Geschick. Von Wippen aus Haushaltspapierrollen, über Zugvorrichtungen in Chipsdosen, simple Eierschachteln mit Bällen zum Verschieben bis zu Fellpuscheln zum Leckerli-Verstecken. Alles dabei für die verschiedenen Talente und Schwierigkeitsstufen der spielwütigen Fellnasen.
Den Rest der Zeit hat sich jedes Mensch-Hund-Team eine Ecke gesucht und die unterschiedlichen Spiele ausprobiert, währen Rosi Tipps zur Herangehensweise gegeben hat. Ein wirklich spaßiger Abend mit ganz vielen tollen Ideen für zuhause!
Abenteuer Gassi
Eigentlich geplant hatte ich die Wanderung am Morsumer Kliff, da die aber ebenfalls von der Naturschutzgemeinschaft Sylt e.V. organisiert wurde und ich mit den Jungs schon zweimal unterwegs war, habe ich mich kurzerhand umentschlossen und an der Session „Abenteuer Gassi“ teilgenommen. Die Kurs-Beschreibung von Melanie Knies („Berlin mit Hund“ und Mit-Autorin des Buchs „Das Klugscheißer-Hundebuch) versprach „viele Ideen, wie die tägliche Runde um den Block zu einem Erlebnis werden kann, nach dem Motto: Raus aus dem Alltag, rein ins Gassi-Abenteuer!“
Ich hatte mir darunter spielerische Aktivitäten wie kleine Tricks oder Agility-Einheiten beim Gassigehen vorgestellt. Tatsächlich waren es aber eher Übungen zur Impulskontrolle und Bindungsaufbau, wie man sie typischerweise in einer Hundeschule lernt. Nette und durchdachte Übungen, aber unter „Abenteuer Gassi“ hatte ich mir anderes vorgestellt. Was blieb, war ein herrlicher Strandspaziergang!
Geologische Führung mit Hund
Ein unerwartetes Highlight war die geologische Führung vom ortsansässigen Geologen Dr. Ekkehard Klatt. Ich hatte, ehrlich gesagt, gar nicht erwartet, dass so viele Leute teilnehmen, aber am Ende waren es doch auch wieder ca. 12 Mensch-Hund-Teams: Wir sind eine traumhaft schöne Tour am Roten Kliff entlang von Wenningstedt nach Kampen und zurück am Strand gelaufen. Und haben ganz nebenbei und auf leicht verständliche Art und Weise etwas über die Entstehungsgeschichte von Geest, Marsch und Watt auf Sylt erfahren und gelernt wie man mit Sandaufschüttungen die Insel dem Meer abtrotzt und mit Sandhafer die Dünen schützt.
Diese Führung findet regelmäßig statt und ich kann sie auch jenseits der Hundstage empfehlen. Wanderungen und Termine finden sich unter Geo Tours Sylt.
Trickdog-Workshop
Nach so viel Outdoor-Abenteuer gab’s am Nachmittag nochmal was zur geistigen Auslastung: Trickdogging mit Rosi Lachmann von den HotDogZ, die auch schon den Spieleabend gemacht hat. Vom Konzept her, war die Veranstaltung ähnlich: Kurze Einführung und dann wurde abgefragt, wer schon was könne und worauf man aufbauen wollte. Die Talentlevel der Vierbeiner waren sehr unterschiedlich und so war von jedem was dabei, was den Workshop auch etwas durcheinander machte. Es reichte vom simplen Pfötchengeben bis zum Skateboardfahren. Jeder suchte sich eine Ecke und versuchte ein oder zwei Tricks einzuüben, die dann nochmal vorgeführt und Tips zur Verbesserung gegeben wurden.
Für zuhause und unterwegs waren auf jeden Fall ein paar schöne Anregungen dabei.
Meine Sylt-Entdeckungstour
Am letzten Tag war für mich beim Programm der Sylter Hundstage nichts Aufregendes mehr dabei. Außerdem wollte ich die letzten beiden Tage die Insel auf eigene Faust erkunden. Und hier gibt es wirklich viel zu sehen: Heidelandschaft, verschiedene Kliffe, traumhafte Wanderwege und natürlich Sand- und Dünenlandschaften soweit das Auge reicht. Mein persönliches Highlight war der Sylter Ellenbogen. Dazu mehr in meinem noch folgenden Post „Wanderbares Sylt„.