Wanderbares Sylt: Ein Off-Season-Plädoyer

by Gourmaid
Wanderweg am Morsumer Kliff auf Sylt

Sylt wartet mit allerlei Klischees auf: Promi-Treffpunkt, Schickimicki-Alarm, luxuriöser Hedonismus. Das gibt’s alles, inbesondere in der Hochsaison im Sommer und an Weihnachten. Doch auch ganz andere Klischees werden von der Nordseeinsel erfüllt: salziger, frischer Wind spült raue Wogen an schier unendliche Sandstrände. Dünen- und Heidelandschaften locken das Auge, gekrönt mit empor ragenden wilden Kliffs.  Eine wundervolle Kombination aus Luft, Wasser, Licht und Natur, die insbesondere in der Off-Season spürbar wird. Wenn alle Touristenmassen wieder zurück auf dem Festland sind, trumpft die Insel mit authentischer Beschaulichkeit und Vielfältigkeit auf – und dazu noch mit kulinarischen Genüssen.

 

Sylt für Wanderfreunde und Naturliebhaber mit und ohne Hund

Eigentlich war ich auf Sylt wegen der Wenningstedter Hundstage, eine Woche Programm rund um den Hund. Hat großen Spaß gemacht und wird nicht das letzte Mal gewesen sein. Dabei habe ich so ganz nebenbei meinen Faible für diese wilde, wunderschöne Nordseeinsel entdeckt und mir die natürliche Vielfältgkeit erwandert.

Daher möchte ich in diesem Artikel einige schöne, sehr unterschiedliche Wanderrouten vorstellen.

Kleiner Tipp für Hundebesitzer: Vom 1. November bis 14. März dürfen sich auch Vierbeiner frei am Strand austoben. Nur an stark frequentierten Strandabschnitten und in Naturschutzgebieten mit Schafzuchten besteht Anleinpflicht.

WANDERROUTEN AUF SYLT

Auf Sylt gibt es viele schöne Ecken, die sich erwandern lassen, hier meine persönlichen vier Highlights mit Hinweisen zu Parkplätzen, Sehenswürdigkeiten und Einkehrmöglichkeiten.

Sylter Ellenbogen

Sandstrand am Ellenbogen auf Sylt
Endlose Sandstrände ...
Sandschutzmaßnahmen am Sylter Ellenbogen
Ehemalige Bunen
Sonnenuntergang an der Sylter Ellenbogenspitze
So schööön ...

Ich beginne direkt mal mit meinem persönlichen Favoriten – dem Sylter Ellenbogen. Am nördlichsten Ende von Sylt ragt die langgestreckte Halbinsel in die Nordsee und ist nur 4 km von der dänischen Insel Rømø entfernt. Ein einmaliges Naturschauspiel, wenn die zwei Wasserströmungen an der Ellenbogenspitze bei Sonnenaufgang zusammentreffen. Am besten einen Picknickkorb mitnehmen und einfach nur genießen!

Starten kann man mit einem Käffchen in der Weststrandhalle und einer schönen Aussicht auf dem direkt daneben liegenden Aussichtspunkt Ellenbogenberg. Dann kann man entweder zu Fuß den gesamten Ellenbogen ablaufen – dazu sollte man dann aber einen ganzen Tag einplanen. Alternativ kann man gegen eine Mautgebühr von 6 € die Privatstraße bis zur Ellenbogenspitze fahren und dort sein Auto am Ende der Straße auf dem Parkplatz abstellen. Von dort aus kann man dann seine Runde laufen, soweit man eben will.

Auf der Strecke gibt es gleich zwei Leuchttürme zu sehen, den Leuchtturm West und den Leuchtturm Ost, dazwischen liegt der nördlichste Punkt Deutschands und ganz viel wunderbare Sand-, Dünen und Heidelandschaft.

Hörnumer Odde

Fischerkaten in Hörnum auf Sylt
Das Dörfchen Hörnum
Surreal anmutende Landschaftschutzmaßnahmen an der Hörnumer Odde auf Sylt
Surreal anmutende Landschaftschutzmaßnahmen
Der südlichste Leuchtturm auf Sylt
Der südlichste Leuchtturm auf Sylt

Vom nördlichsten nun zum südlichsten Ende der Insel – an Hörnums Odde. Für Nicht-Fischköppe unter euch: Mit Odde wird in Norddeutschland und auch in Skandinavien eine schlanke ins Meer ragende Landzunge benannt, die meistens einen Leuchtturm beherbergt.

Der südliche Teil von Sylt ist etwas beschaulicher, die Natur wirkt nicht so rau und wild. Dafür gibt es sehr viele schöne Reetdachhäuser und Fischerskaten.

Guter Start- und Endpunkt für die kleine Runde ist das Café Lund. Die Bäckerei sieht zwar etwas altbacken aus, die Qualität des Frühstücks und der Backwaren ist aber überzeugend. Von hier aus kann man die Straße einfach runter zum Strand und um die Odde herum laufen.

Allerdings überspülen Sturmfluten immer mal wieder die schmale Sandspitze und tragen ganze Strandabschnitte ins Meer. Seit den 1970er Jahren schrumpfte sie auf knapp ein Fünftel ihrer Größe. Daher ist es immer sicherer, wenn man die Odde zu Niedrigwasser (s. Gezeitenkalender) umrundet.

Morsumer Kliff

Das Morsumer Kliff auf Sylt von der Strandseite
Strandseite des Morsumer Kliffs
Eisschicht am Morsumer Kliff auf Sylt
So schön kann Kälte sein
Klein-Afrika am Morsumer Kliff auf Sylt
Hier geht's nach "Klein-Afrika"

Wo wir uns schon in allen Himmelsrichtungen auf Sylt bewegen, jetzt zum östlichen Teil der Insel. Kurz vor dem Hindenburgdamm, der die friesische Insel mit dem Festland verbindet, befindet sich das Morsumer Kliff mit seinen offen da liegenden Gesteinsschichten. Eine unglaublich schöne und abwechslungsreiche Naturlandschaft: Das 1.800 Meter lange Kliff ragt bis zu 21 Meter in die Höhe und kann entweder umrundet oder bestiegen werden. In der Mitte des Wanderrundwegs liegt eine weiße Feinsandsenke umrahmt von Flugsanddünen, die „Klein-Afrika“ genannt wird, da in dem Dünental häufig ungewöhnlich hohe Temperaturen entstehen.

Starten kann man seine Tour am Parkkplatz Nösse (Koordinaten 54.872743, 8.457202), wo sich auch einige interessante Infotafeln zum Morsumer Kliff finden. Für ein Käffchen zwischendurch gibt es eigentlich nur eine Wahl, das Landhaus Severins. Drumherum ist sonst weiter nichts, dafür gibt es dort eine sehr schöne Kaminbar.

Rotes Kliff

Blick vom Roten Kliff auf Sylt
Auf dem Kliff
Dünenweg über das Rote Kliff auf Sylt
Über Dünen laufen leicht gemacht
Kliffwand a, Roten Kliff auf SYlt
So beeindruckend können Geest, Sand und Steine sein

Von einem Kliff zu anderen: Das Rote Kliff ersteckt sich von Wenningstedt bis Kampen an der westlichen Strandseite von Sylt. Entstanden durch die Ablagerung eiszeitlichen Schutts aus Skandinavien. Nachdem am Ende der Eiszeit der Meeresspiegel durch die Gletscherschmelze an, brachen die Landmassen ab und hinterließen eine Abbruchkante, das heutige Kliff. Für die Bezeichnung „Rot“ kommen zwei Erklärungen in Frage: Zum einen oxidieren die eisenhaltigen Bestandteile der Gesteinsmassen an der Luft und färbten die Steilküste rot. Zum anderen werden in der Seefahrt durch die Farben die Landmarken von einer Position aus bezeichnet: Rot vom Meer zum Land und weiß vom Land zum Meer.

Wie auch immer, der beste Startpunkt für die Rundwanderung ist der Strandaufgang an der Berthin-Bleeg-Straße, hier findet sich auch direkt ein Parkplatz. Dann folgt man einfach den Treppen und Holzplanken über die Dünen, hin zum Kliff. Zurück kann man entweder am Strand gehen oder über die Dünenlandschaft an der Ortschaft. Der Klassiker zum Einkehren ist wohl das Wonnemeyer direkt am Strand. Hier kann man sich gut für Kaffee und Kuchen niederlassen, aber obwohl das Restaurant einen guten Ruf genießt, kann ich das Essen hier zumindest in der Off-Season nicht empfehlen. Die Auswahl ist sehr klein und das wird dann auch überwiegend nur aufgewärmt.


Also, das waren meine vier liebsten Wanderrouten auf Sylt. Es gibt natürlich noch zahlreiche Ecken mehr zu entdecken und ich werde mich bald aufmachen, diese noch weiter zu erkunden. ich kann euch nur empfehlen, dasselbe zu tun 🙂

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